Menü Schließen

Die Anschar-Arbeitstafel stammt aus Darmstadt (2013)

Bremen 19.10.2013 | Die Bremer Freimaurerloge »Anschar zur Brüderlichkeit« ist eine ehemalige Tochterloge der Großen Freimaurerloge »Zur Eintracht«, die ihren Sitz in Darmstadt hatte. 1920 begann die Planung zur Gründung einer neuen Freimaurerloge in Bremen. Im Juni 1921 wurde in einer Mitgliederversammlung der endgültige Beschluss gefasst, die Freimaurerloge »Anschar zur Brüderlichkeit« zu nennen. In der gleichen Versammlung wurde auch entschieden, sich der Großen Freimaurerloge »Zur Eintracht« in Darmstadt anzuschließen.

Am 22.10.1921 erfolgte die Lichteinbringung durch den damaligen Großmeister aus Darmstadt unter Teilnahme der 17 Gründungsmitglieder und 160 besuchenden Freimaurern. Der Kontakt zur Mutterloge blieb auch nach dem Zweiten Weltkrieg weiterhin bestehen, auch wenn sich die Große Freimaurerloge »Zur Eintracht« nicht reaktivierte und sich die Bremer Freimaurerloge der Großloge AFuAM anschloss. Die Mutterloge wurde von der Darmstädter Freimaurerloge »Johannes der Evangelist zur Eintracht« fortgeführt, die sich ebenfalls der Großloge AFuAM anschloss. 

Interessant ist, dass wenige Tage später am 30.10.1921 in Darmstadt die Freimaurerloge »Zum flammenden Schwert« gegründet wurde. Sie gehört der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland. Denn die Bremer Arbeitstafel ist eine Variante der Arbeitstafeln der ersten beiden Grade der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland. In der Großen Landesloge hat jeder Grad eine eigene Arbeitstafel wohingegen bei der Großloge AFuAM die ersten beiden Grade nahezu die gleiche Arbeitstafel haben.

Die Bremer Tochterloge bat 2013 ihre Darmstädter Mutterloge »Johannes der Evangelist zur Eintracht« um Aufklärung über ihre Arbeitstafel, weil das Wissen darüber verlorengegangen war.

In Darmstadt hatte seit März 2012 Giovanni Grippo die kommissarische Führung der Darmstädter Freimaurerloge »Zum flammenden Schwert« übernommen. Er gilt als Experte für die Inhalte der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland. Der damalige Vorsitzende Meister der Freimaurerloge »Johannes der Evangelist zur Eintracht« bat ihn Aufklärung über die Bremer Arbeitstafel zu geben und nach Bremen zu fahren.

In einem mehrstündigen Vortrag stellte er den Bremer Freimaurern die Eigentümlichkeiten der Anschar-Arbeitstafel vor. Danach feierten rund 100 Freimaurer gemeinsam und aus den unterschiedlichsten Freimaurer-Systemen das 92. Stiftungsfest. 

Die gröbsten Unterschiede sind, dass die Bremer Arbeitstafel farbig ist, während die ersten beiden Arbeitstafeln der Großen Landesloge schwarz-weiß sind. Auf der Arbeitstafel des ersten Grades sind 16 Symbole und auf der Arbeitstafel des zweiten Grades sind 17 Symbole. Auf der Bremer Arbeitstafel sind darum 17 Symbole zu sehen, weil sie gleichzeitig die Arbeitstafel des ersten und des zweiten Grades repräsentiert. Es sind die gleichen Symbole auf der Bremer Arbeitstafel zu finden, wie auf der des ersten Grades der Großen Landesloge, aber um auf die Zahl 17 zu kommen, wurde unter dem Winkelhaken der 24-zöllige Maßstab gesetzt. Dieser hat in der Großen Landesloge keinerlei Bedeutung. Das Pentagramm ist wie bei der Arbeitstafel des ersten Grades ein Pentagramm mit der Spitze nach unten. Auf der Arbeitstafel des zweiten Grades ist heutzutage ein Hexagramm zu finden. Jedoch war bis 1846 auch auf den deutschen Arbeitstafeln ein Pentagramm mit der Spitze nach unten dargestellt.

Das B auf der rechten Säule ist nur auf der Arbeitstafel des zweiten Grades zu finden. Das Reißbrett weicht auf der Bremer Arbeitstafel dem Abbild eines Tempels mit sieben Säulen. Sonne und Mond haben auf der Bremer Arbeitstafel kein Gesicht. Der Flachhammer wurde durch den Spitzhammer ersetzt. Der Spitzhammer hat in der Großen Landesloge ebenfalls keinerlei Bedeutung. Kelle und Senkblei sind in ihrer Darstellungsweise etwas modernisiert worden. Der musivische Fußboden besteht auf der Bremer Arbeitstafel aus Quadraten anstatt aus Dreiecken. Es sind zwar auch sieben Reihen zu sehen, wobei die annähernde mathematische Konstante 22/7, wie sie auf der Arbeitstafel des ersten Grades der Großen Landesloge benutzt wird, auf der Bremer Arbeitstafel nicht berücksichtigt wurde.

Ein weiterer grober Unterschied ist die gestraffte Anordnung der Symbole. Die Arbeitstafel entspricht nicht dem Verhältnis von 3:4. Damit ich auch die jeweilige Säulenreihe nicht mehr gerade zueinander ausgerichtet; und zeigt auch nicht mehr den ursprünglichen Wirkungszusammenhang auf: Säule J, Senkblei, rauher Stein und Mond oder Säule B, Wasserwaage, kubischer Stein und Sonne.

Klar wurde, dass Brüder der Großen Landesloge aus Darmstadt, noch bevor es überhaupt eine Freimaurerloge der Großen Landesloge in Darmstadt gab, Einfluss auf die Große Freimaurerloge »Zur Eintracht« hatten. Denn die Anschar-Arbeitstafel stammt aus Darmstadt aber eben nicht von der Großen Freimaurerloge »Zur Eintracht«, sondern sie ist von den Arbeitstafeln der Großen Landesloge abgeleitet. Dieses Wissen brachten Brüder der Großen Landesloge aus Darmstadt nach Bremen; und 92 Jahre später hatten wiederum Brüder der Großen Landesloge aus Darmstadt die Gelegenheit, erneut ihr Wissen zur Verfügung zustellen zum Wohle der Freimaurerei.