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Ein bemerkenswerter Abschied

Darmstadt 14.12.2014 | Am 3. Advent spürt man im ganzen Darmstädter Logenhaus eine feierliche Stimmung. Alles ist wohl vorbereitet, die Tische sind liebevoll arrangiert und die unzähligen Ölgemälde auf denen die Alt-Logenmeister zu sehen sind, strömen ein Gefühl von Beständigkeit aber auch den Anschein des Geheimnisvollen aus. Die Vitrine im Eingangsbereich und die Ausstellungsvitrine im Foyer zeigen seltene Schaustücke, die sich nicht immer in ihnen befinden. Dem aufmerksamen Beobachter fällt dies sofort auf und führt in der Pause zu angeregten Gesprächen über die Geschichte einzelner Ausstellungsstücke.

Als die Haupteingangstür geöffnet wird, strahlt der Portikus ein besonderes Licht aus. Er, mit seinen sechs ionischen Säulen, ist das letzte Vermächtnis von Ludewig I. Großherzog von Hessen (1753-1830). Nur der Portikus überdauerte die Wirren des zweiten Weltkrieges. Das Haus wurde hingegen komplett zerstört. In diesem Haus erblickte die Johannis-Freimaurerloge »Zum flammenden Schwert« das Licht der Welt. Die drei Darmstädter Johannis-Logen feierten am 3. Advent gemeinsam das letzte diesjährige Konzert. Die Konzerte stehen unter dem Motto: »Das Schöne fördern, dem Guten dienen und dem Höchsten entgegen streben.«

Die Darmstädter Logen betreiben die Konzertreihe zur Förderung junger Musiktalente der Darmstädter »Akademie für Tonkunst« bereits seit acht Jahren. Der Oberbürgermeister Darmstadts, Jochen Partsch, ist Schirmherr dieses Projektes. Die Logen selbst stehen ebenfalls im Fokus des öffentlichen Interesses. Ihnen haftet etwas Geheimes, Verborgenes und Düsteres an. Doch nichts dergleichen geschieht hier, sondern der Abschied dieses Jahres wird unter den Augen der Öffentlichkeit gemeinsam gefeiert.

Zwei bemerkenswerte Talente kamen an diesem Abend zusammen: Çağla Çisem Gürsoy am Klavier und Kalin Naydenov Yanchev an der Gitarre. Zwei Instrumente, die sich scheinbar auf den ersten Blick nicht harmonisieren lassen. Zwei Instrumente, die einander in ihren Klängen eher zu hindern als einander zu ergänzen scheinen. Verblüffenderweise beweisen Frau Gürsoy und Herr Yanchev das Gegenteil. Eingangs erfüllt das Gitarrespiel im Alleingang den gesamten Raum. Trotz der vielen Gäste, Kinder und Anwesenden ist es ganz still auf Seiten der Zuhörer. Im Zusammenspiel von Gitarre und Klavier sind schließlich die Zuhörer und der gesamte Raum ergriffenen. Klavier und Gitarre vereinigen sich in Mario Castelnuovo-Tedescos »Fantasia Opera 145« sowie in Rossen Balkanski »Prelude«; um nur zwei Stücke, die an diesem Abend gespielt wurden, hervorzuheben.

Bei den Konzerten werden von Gästen häufig Fragen zur Freimaurerei gestellt, die auf diese Weise Kontakt zu Logen suchen. Den Logen geht es dabei, neben der Förderung der schönen Künste, auch um ihre Stellung und die der Freimaurerei in der Darmstädter Gesellschaft. In der Pause wurden ebenso Gespräche über das Schöne, das Gute und das Höchste geführt, wie über die besonderen Ausstellungsstücke in den bereits erwähnten Vitrinen.

Die beiden Musikinstrumente Klavier und Gitarre, zumindest ihre kompositionelle Zusammenführung, spiegeln den freimaurerischen Geist, der den gesamten Abend trägt, wider. In den »Alten Pflichten«, bei denen es sich um einen Teil aus dem ersten freimaurerischen Regelwerk von 1723 handelt, heißt es grob aus dem Englischen übersetzt: »Hierdurch wird die Freimaurerei ein Mittelpunkt der Zusammenführung und ein Mittel, treue Freundschaft unter Personen zu stiften, welche sonst einander ständig Fremd geblieben wären.«

Klavier und Gitarre, zwei Instrumente die »sonst einander ständig Fremd geblieben wären«, kamen an diesen Abend zusammen und ergänzten einander ganz im freimaurerischen Sinne.